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Mathematischer Lebenslauf

Mein mathematisches Leben beginnt in der Primarschule. Ich hatte Spass an den "Absitzspielen" bei denen die Lehrerin (Frau Wegmann: alte Schule mit Kotelettehärchen ziehen und Bambusstock) eine Rechenaufgabe stellte (z.B. 7×7=…). Wer als Erster die Antwort rief, durfte absitzen. Da ich immer einer der ersten Sitzenden war, konnte ich entspannt auf dem Holzstuhl sitzen und befriedigt den Mitschülern zusehen. Ich hab's ja geschafft…

Besonderen Gefallen fand ich später in der Mittelstufe am Bruchrechnen. Vielleicht deshalb, weil die Bruchnotation ¾ eine zweite Dimension in die Darstellung von Mathematik bringt. Was mich überhaupt am meisten interessiert an der Mathematik, ist die immense Vielfalt an Zeichen, die man gefunden hat, um Mathematik darzustellen. Ein paar Beispiele:

ζ

ρ

6

Δ

x

Durch das Verstehen der Mathematik beginnt sich das Zeichen mit Inhalt/Leben zu füllen, was wiederum eine Befriedigung mit sich bringt. (Was mich übrigens an notierter Musik ebenfalls am meisten interessiert, sind die Zeichen.)

Im Gymnasium in Wetzikon hatte ich das Glück in Peter Gallin in erster Linie einen exzellenten Pädagogen, in zweiter Linie einen begeisterungsfähigen Mathematiker und in dritter Linie einen abgebrühten Lebenslehrer zu finden. Ich war keineswegs einer der besten Schüler. Eher ein guter Schüler mit einem Drang zum wirklichen Verstehen. Etwas gar nicht zu verstehen ist leichter, als etwas zur Hälfte zu verstehen und sich damit zufriedenzugeben.

Ende Gymnasium war Mathematik nicht mein Hauptaugenmerk und sollte es auch nur für eine kurze Zeit werden. Ich entschied mich für ein Studium der Physik. Ich wollte der Welt in Form von Elementarteilchen auf den Grund gehen. Im ersten Studienjahr bemerkte ich, dass die Physiker, um überhaupt einigermassen auf einen grünen Zweig zu kommen, unhaltbare Vereinfachungn vornehmen (z.B. sin(x)=x für kleine x!) Die Mathematik hingegen ist in sich schlüssig und gibt nicht vor, etwas zu können, was sie nicht zu leisten vermag.